Spermien verbessern
Aus 1 + 1 wird 1 - damit ein neues Leben entstehen kann, ist die Verschmelzung einer Ei- und einer Samenzelle notwendig. Diese werden auch als Keim- oder Geschlechtszellen bezeichnet, da sie geschlechtsspezifisch sind und nach ihrer Vereinigung neues Leben keimt.1 Schon ab der Geburt einer Frau steht fest, wie viele Eizellen für ihren Kinderwunsch verfügbar sind. Diese zunächst sehr hohe Zahl nimmt mit fortschreitendem Alter ab, die fruchtbaren Tage werden weniger und die Chance auf eine Schwangerschaft sinkt, bis schließlich keine Follikel mehr übrig sind. Bald darauf setzt die Menopause ein und die fruchtbare Lebensphase einer Frau ist vorbei. Wie ist das aber beim Mann, was ist die Spermatogenese und kann ein Mann unendlich viel Sperma produzieren?
Es gib kein männliches Gegenstück zur Menopause. Als Mann hast du also die Möglichkeit bis ins hohe Alter Kinder zu zeugen, da deine Reproduktionsorgane fortlaufend mit der Spermienproduktion beschäftigt sind. Die Hoden sind der Ort des Geschehens. Hier findet die Spermatogenese statt, der Prozess, bei dem befruchtungsfähige und bewegliche Spermien gebildet werden. Vom Anfang bis zum Ende dauert das etwa 70 bis 80 Tage, wobei täglich etwa 100 Millionen Samenzellen entstehen. Bis zum fertigen Spermium sind mehrere Schritte nötig, während denen die heranreifenden Samenzellen verschiedene Entwicklungsphasen durchlaufen.
Spermatogenese
- Urkeimzelle: Die Spermatogenese startet bei der Urkeimzelle, die schon vor der Geburt des Mannes in die Hoden wandert.
- Zellteilung: Aus den Urkeimzellen gehen die Spermatogonien hervor. Ab der Pubertät des jungen Mannes vermehren sich diese durch Zellteilung und werden zu Spermatozyten.
- Spermatiden: Zwei Reifeteilungen befördern die Spermatozyten zu Spermatiden. Diese haben die korrekte genetische Ausstattung für die spätere Befruchtung der Eizelle.
- Spermiogenese: In dieser letzten Differenzierungsphase werden aus den Spermatiden bewegliche und reproduktionsfähige Spermien.
- Wanderung: Schließlich wandern die reifen Spermien in die Nebenhoden, wo sie auf ihren Einsatz warten.
Die Spermienproduktion ist abgeschlossen und die reife, befruchtungsfähige und bewegliche Samenzelle ist fertig. Sie ist etwa 60 µm lang und besteht aus 2 größeren Abschnitten:
- Im Kopf sammeln sich große Mengen an Antioxidantien wie Selen, Zink, Vitamin C oder Vitamin E. Sie dienen dem männlichen Erbgut, das hier gespeichert ist, als Schutz vor freien Radikalen. An der Spitze des Kopfes befindet sich das Reaktionszentrum, das so genannte Akrosom. Dieses ist hauptverantwortlich dafür, dass Spermium und Eizelle miteinander verschmelzen können und benötigt Calcium, um ideal zu funktionieren.
- Der Schwanz ist durch den Hals mit dem Kopf verbunden und besteht aus einem Mittel-, einem Haupt- und einem Endstück. Bei der Verbindung von Kopf und Hals spielt Zink eine wichtige Rolle, während der gesamte Schwanz vom Spurenelement Selen profitiert. Außerdem befinden sich im Mittelstück besonders viele Mitochondrien, die als „Kraftwerke“ für die Energieversorgung der Samenzelle sorgen.
Das Sperma, die Samenflüssigkeit oder das Ejakulat bezeichnet die klebrig-weiße Flüssigkeit, die ein Mann während des Samenergusses abgibt. Es enthält nicht nur die Spermien, sondern auch das Seminalplasma, eine Mischung verschiedener Sekrete der unterschiedlichen Geschlechtsorgane des Mannes. Was dein Sperma ausmacht:
Wenn es mit der Zeugung des Wunschkinds nicht so funktioniert, wie erhofft, ploppt bald die Frage auf: Woran liegt es? Das kann unterschiedlichste Gründe haben. Momentane Daten zeigen, dass der Ursprung unfreiwilliger Kinderlosigkeit zu 25 bis 40% beim Mann liegt. Um herauszufinden, ob dem tatsächlich so ist, gibt es verschiedene Herangehensweisen. Eine urologische Untersuchung kann dir Auskunft über etwaige körperliche Auffälligkeiten geben und mit einem Hormon-Check kannst du deinen endokrinen Status, also Testosteron & Co, bestimmen. Eine der wichtigsten Methoden, um die männliche Reproduktionsfähigkeit zu überprüfen, ist allerdings das Spermiogramm.
Heute ist das Spermiogramm Routine, wenn es darum geht die Spermienqualität zu beurteilen. Dabei wird die Spermaprobe eines Mannes einer genauen mikroskopischen Untersuchung unterzogen und so seine Zeugungsfähigkeit bestimmt. Diese Methode kann eine erste Orientierung bieten, um der Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch auf die Spur zu kommen.
Die World Health Organization (WHO) hat genaue Richtwerte festgelegt, was „normales“ Sperma ausmacht, wann also eine Normozoospermie vorliegt. Ein Standard-Spermiogramm umfasst die folgenden Werte:
- Der richtige pH-Wert ist essenziell für das Überleben der Spermien und liegt zwischen 7,2 und 7,8.
- Die Konzentration der Spermien sollte über 15 Millionen pro Milliliter Ejakulat betragen.
- Insgesamt sollten in der Probe über 39 Millionen Spermien vorliegen.
- Zumindest 4% der vorhandenen Spermien müssen eine normale Form aufweisen.
- 40% der Spermien sollten in ihrer Motilität uneingeschränkt sein.
- 58% der Samenzellen in der Probe müssen lebendig sein.
Auch das Vorhandensein von Autoantikörpern, also Immunglobuline, die vom Immunsystem gebildet werden und sich gegen körpereigene, gesunde Zellen (Spermien) richten, der Anteil an geschädigter DNA im Sperma sowie das Zink-Level in der Samenflüssigkeit sind wichtige Parameter zur Bestimmung der männlichen Fertilität (Fruchtbarkeit). Denn das Spurenelement Zink trägt zu einer normalen Fruchtbarkeit und einer normalen Reproduktion (Fortpflanzungsfähigkeit) bei. . Die DGE empfiehlt gesunden, erwachsenen Männern täglich rund 15 mg Zink über die Nahrung aufzunehmen, je nach Phytatzufuhr.
Zink 15
- Für starke Abwehrkräfte
- Sehr gute Verträglichkeit
- Vegan
Nicht nur die Probe deines Spermas, sondern auch das Davor und das Danach sind für das Resultat eines Spermiogramms relevant. Wird die Sperma-Untersuchung nämlich nicht unter den optimalen Bedingungen durchgeführt, kann ihre Aussagekraft stark eingeschränkt sein. Der korrekte Ablauf eines Spermiogramms ist also wichtig, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erhalten.
Achte auf die folgenden Dinge, wenn du ein Spermiogramm durchführen lässt:
- Wähle ein Labor, dass sich in diesem Gebiet bereits bewährt hat und Erfahrung vorweisen kann.
- Dieses Labor sollte standardisierte Methoden zur Auswertung deiner Spermaprobe heranziehen und das am besten nach den WHO-Kriterien.
- Lasse die Untersuchung 2-mal beim selben Labor durchführen, idealerweise mit einem Abstand von 1-3 Wochen. Die Qualität des Spermas kann nämlich von Mal zu Mal stark schwanken!
- Bleibe etwa 3 Tage vor Abgabe deiner Spermaprobe enthaltsam, um ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Die Referenzwerte der WHO sind nämlich an diesen Zeitraum angepasst.
- Deine Spermaprobe gewinnst du mittels Masturbation. Dafür steht in den meisten Fällen ein eigener Raum zur Verfügung, das Ejakulatorium. Gleitmittel sind dabei tabu, die Partnerin als helfende Hand mitzubringen aber nicht. Und wenn es gar nicht geht, kann das Sperma auch durch Geschlechtsverkehr gewonnen werden. Dabei muss allerdings ein Spezialkondom verwendet werden, mit dem die Samenflüssigkeit aufgefangen werden kann.
- Die Analyse der Probe sollte spätestens 60 Minuten nach ihrer Gewinnung starten, da sonst die Beweglichkeit der Spermien beeinträchtigt sein kann.
- Mit welchem finanziellen Aufwand du rechnen musst, hängt ganz vom Anbieter ab. Meistens kannst du bei einem Spermiogramm mit Kosten von etwa 50 bis 100€ rechnen. Unter besonderen Umständen kann die Krankenversicherung zumindest einen Teil dieser Kosten übernehmen.
Du siehst, zur Aufklärung eines unerfüllten Kinderwunsches kann ein Spermiogramm viel beitragen, wenn du auf einen korrekten Ablauf achtest. Zeigt die Auswertung des Spermiogramms jedoch nicht das erhoffte Ergebnis, kannst du deinen Samenzellen auch anders auf die Sprünge zu helfen.
70-80 Tage dauert es, bis sich ein funktionsfähiges Spermium entwickelt. Ein schön langer Zeitraum, in dem einiges passieren kann. Halte dir vor Augen, dass deine heranreifenden Samenzellen alles mitmachen, was du in diesen knapp 3 Monaten erlebst. Wie du dich ernährst, wie oft du dich bewegst, ob du Stress hast oder genug schläfst – deine Spermien sind mit dabei. Mit einem gesunden Lebensstil kannst du also viel bewirken und deine Spermien verbessern.
Gesunde Spermien und eine bessere Spermienqualität können dabei helfen, die männliche Fruchtbarkeit zu steigern. Das gilt für noch ganz junge als auch für bereits ältere Männer, die sich um eine Verbesserung ihrer Fertilität bemühen. Die gute Nachricht ist, dass es neben einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung noch viele weitere Tricks gibt, wie du gesundes Sperma und eine normale Fruchtbarkeit erreichen kannst.
Fruchtbarkeitsmythen
B-Vitamine wie Folat, Vitamin B6 und Vitamin B12 halten deinen Homocysteinspiegel unter Kontrolle, was sich positiv auf deine Spermienqualität auswirken kann. Vitamin C und Vitamin E tragen durch ihre antioxidativen Eigenschaften dazu bei, deine Samenzellen vor oxidativem Stress zu schützen. Vitamin D ist darüber hinaus wichtig für eine korrekt ablaufende Zellteilung.
Laut Studien kann die Qualität des Spermas schon nach einem Tag ohne Geschlechtsverkehr abnehmen. Dies gilt allerdings nur für Männer mit grundlegender geringer Spermienkonzentration. Bei Männern mit normaler Spermienkonzentration können sich Gesamtspermienzahl sowie Beweglichkeit der Spermien bis zum 7. Abstinenztag verbessern.
Eine vielseitige und abwechslungsreiche Ernährung, moderate Bewegung, Stressabbau sowie der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten sind die ersten Schritte, um die Spermienqualität durch Änderung der Alltagsgewohnheiten zu verbessern.
Nein, nur weil sich Spermien in der Samenflüssigkeit eines Mannes befinden, heißt das nicht, dass diese befruchtungsfähig sind. Entscheidend ist, ob die Spermien bewegungsfähig und lebendig sind, eine normale Morphologie, also Form und Gestalt aufweisen, aber auch keine DNA-Schäden vorliegen. Das kann man am besten durch ein Spermiogramm herausfinden.
Verfasst von
Einzelnachweise
- Huch R., Jürgens K. D.; Mensch, Körper, Krankheit; Elsevier GmbH 2015; Aufl 7
- Wölfler M.; Fertilität – Mythos und Realität; Journal für Klinische Enodkrinologie und Stoffwechsel 2021;14(1);11-19
- Nawroth F. et al.; Bewertung von ovarieller Reserve und Fertilität mit steigendem Lebensalter - Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) e.V., der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRM) e.V. und des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) e.V.; J. Reproduktionsmed. Endokrinol. 2014;11(1);6–11
- CH Regionalmedien AG;https://www.swissmom.ch/; abgerufen am 12.07.2022
- Pizzorno J., Murray M.; Textbook of Natural Medicine; Elsevier GmbH 2013, Aufl 4
- Nitzschke M., et al.; Semen analysis and seminal plasma: the male factor; Gynäkologische Endokrinologie 2009;7(2);80-86
- Wogatzky J. et al.; Oxidativer Stress und Anwendung von Antioxidantien in der Reproduktionsmedizin: Ist eine diätetische Nahrungsergänzung sinnvoll? Ein Überblick des derzeitigen Wissensstandes; Journal für Ernährungsmedizin 2013;15(3),21
- Borkenhagen A., et al.; Kinderwunsch – Ein kleines Wunder: Die Fortpflanzung – Fruchtbarkeit bei Frau und Mann; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 51101 Köln; Aufl 3.25.11.14
- Finelli R., et al.; Impact of alcohol consumption on male fertility potential: a narrative review; International Journal of Environmental Research and Public Health 2022;19(1)
- Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission; Festlegung einer Liste zulässiger gesundheitsbezogener Angaben über Lebensmittel; Amtsblatt der Europäischen Union 2012