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Was ist verborgener Hunger?

Hidden Hunger

Was ist verborgener Hunger?

Satt und trotzdem hungrig? Nahezu zwei Milliarden Menschen hungern weltweit unerkannt. Vor allem Kinder leiden an den Folgen des Hidden Hungers – auch in Österreich und Deutschland, weil sie zu wenig Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe zu sich nehmen. Auch Menschen, die sich kalorienreich ernähren, kann es an Mikronährstoffen mangeln. So ist auch für Menschen in Industrieländern verborgener Hunger ein Thema.1,2

Was ist verborgener Hunger? Eine Definition[3][4]

Familie kocht gemeinsam
© Stiefkind Fotografie

Deine Nahrung unterteilt sich in Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fette und Proteine) sowie Mikronährstoffe, zu denen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zählen. Bei Personen, die unter Hidden Hunger, auf Deutsch „verborgener Hunger“ leiden, ist zwar der Bedarf an Kalorien und Makronährstoffen gedeckt, jedoch ist die Versorgung mit den wichtigen Mikronährstoffen unzureichend. Das Problem dabei: Während du einen Mangel an Makronährstoffen sehr schnell spürst, bleibt die Folge eines Mangels an Mikronährstoffen, der Hidden Hunger, lange unentdeckt. Und das hat langfristig nachteilige Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit aber vor allem auch auf die Entwicklung von Kindern. Diese Art der Mangelernährung hat somit vielseitige Symptome.

Mangelernährung trotz Überfluss[3][5][6][7]

Frau isst Curry
© Stiefkind Fotografie

Mangelernährung trotz Überfluss – unser Nahrungsangebot ist so vielfältig wie nie. Aber wie gesund und mikronährstoffreich ist unsere moderne Ernährung wirklich? Und gelingt es uns, unseren Körper in jeder Lebenslage allein über die Nahrung mit allen wichtigen Mikronährstoffen zu versorgen? Du kannst dir das vielleicht nur schwer vorstellen, aber auch in Ländern mit einem Überangebot an Nahrungsmitteln sind nicht unbedingt alle Menschen gut ernährt und es kommt zu Mangelernährung.

Es gibt bestimmte Personengruppen, die mit einem oder mehreren Mikronährstoffen häufiger unterversorgt sind. Dazu zählen Menschen mit speziellen einseitigen Ernährungsstilen (z.B. vegane Ernährung oder häufige Reduktionsdiäten), aber auch Alter und Lebenssituation (z.B. Schwangerschaft, Entwicklung im Kindesalter, Einkommen und Bildung) spielen eine wichtige Rolle, weil der Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen zunimmt, oder das Wissen über ausgewogene Ernährung nicht ausreichend ist. Symptome einer Mangelernährung betreffen oft Frauen. Denn spezielle Phasen im Leben einer Frau gehen mit einem erhöhten Mikronährstoffbedarf einher. So haben Frauen z.B. durch die monatliche Menstruation einen höheren Eisenbedarf als Männer, nehmen gleichzeitig aber oft nicht genügend davon über die Ernährung zu sich.

Dazu kommt: Nicht alles, was satt macht, ist auch nahrhaft. Gerade Fertigprodukte, stark verarbeitete Lebensmittel, Fast Food und Süßigkeiten enthalten sehr viele sogenannte „leere Kalorien“. Das bedeutet, dass diese Nahrungsmittel trotz vieler Kalorien eher wenige Mikronährstoffe enthalten. Damit ist Mangelernährung auch trotz Übergewicht möglich. Denn eine einseitige und falsche Ernährung führt dazu, dass zu wenig wertvolle Mikronährstoffe durch die Ernährung aufgenommen werden. Dieses Phänomen bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „Double Burden of Malnutrition“ (übersetzt: Doppelbelastung durch Mangelernährung).

"The food you eat can be either the safest and most powerful form of medicine or the slowest form of poison."
Ann Wigmore
Lithuanian holistic health practitioner, nutritionist and health educator

Klinisch sichtbare Mängel an Mikronährstoffen wie Skorbut oder Rachitis wird man in Industrieländern allerdings nur in den seltensten Fällen finden. Hidden Hunger stellt hingegen ein weltweites Problem dar und betrifft am häufigsten die folgenden Mikronährstoffe:

Vitamin A, das die Sehkraft unterstützt. Folsäure (Folat) und Vitamin B12 welche als enge Partner im Stoffwechsel unter anderem für eine normale psychische Funktion und für die Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung wichtig sind. Außerdem haben Schwangere und Stillende einen besonderen Bedarf an Folsäure (Folat), da diese an der Zellteilung und Entwicklung des Fötus während der Schwangerschaft beteiligt ist. Vitamin D wird für ein gesundes Wachstum und eine gesunde Entwicklung und den Erhalt der Knochen benötigt, während die Spurenelemente Zink, Eisen und die Vitamine A und D dem Immunsystem unter die Arme greifen. Eisen spielt genauso bei der normalen Bildung von roten Blutkörperchen und Hämoglobin sowie bei einem normalen Sauerstofftransport eine Rolle. In vielen Regionen ist auch die Versorgung mit Jod kritisch, das unter anderem für eine normale Schilddrüsenfunktion benötigt wird.

Wahrscheinlichkeit eines Mangels an mindestens einem von drei Mikronährstoffen bei Kindern im Vorschulalter (Eisen, Zink, Vitamin A) und bei nicht schwangeren Frauen im gebärfähigen Alter (Eisen, Zink, Folat):[12]

Grafik Hidden Hunger

Wie du siehst, erfüllen diese essenzielen Mikronährstoffe vielfältige Funktionen und es wird deutlich, dass sich eine Mangerernährung durch unterschiedliche Symptome äußern kann. Auch in Ländern mit hohem Einkommen ist die Wahrscheinlichkeit eines Mangels hoch.

Mangelernährung im Alter [8][9][10][11]

Abwechslungsreiche und qualitativ hochwertige Ernährung ist nicht nur eine Frage des Wissens und Willens, sondern auch eine finanzielle Sache . Von Mangelernährung betroffen sind deshalb oft Personen, denen sehr wenig Geld für ihre Ernährung zur Verfügung steht wie beispielsweise ältere Menschen aufgrund einer niedrigen Pension und alleinerziehende Mütter. Sie greifen öfter zu den billigeren, energiereicheren Lebensmitteln. Mikronährstoffreiches frisches Obst und Gemüse wird seltener ausgewählt. Tatsächlich gibt es auch Studien, die zeigen, dass es eine Verbindung zwischen Armut, Mangelernährung und Krankheitshäufigkeit gibt.

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© Pexels

Mit dem Alter verändert sich auch der Körper und damit viele Prozesse, die tagtäglich ablaufen. Die Versorgung durch die Ernährung kann dann schwierig sein. Denn im Laufe des Lebens wird die Nahrung nicht mehr so effizient aufgespalten. Außerdem können Medikamente die Aufnahme von Nährstoffen im Darm einschränken. Damit es nicht zur Mangelernährung im Alter kommt, sollte besonders auf eine ausreichende Versorgung mit Calcium, Magnesium und Vitamin B12 geachtet werden. Gerade diese Mikronährstoffe werden im Alter oft nicht mehr so effizient in den Körper aufgenommen. Auch die körpereigene Syntheseleistung bestimmter Mikronährstoffe nimmt ab und das zum Teil schon ab dem 30. Lebensjahr. Da beispielsweise die Haut dünner wird, kann die körpereigene Bildung von Vitamin D auf weniger als die Hälfte reduziert sein.

Gleichzeitig macht älteren Personen das Essen oft weniger Spaß. Faktoren wie Schluckstörungen, Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme, Geschmacksverlust und Kaubeschwerden aber auch Einsamkeit führen schnell zu einer einseitigen und mangelhaften Ernährungsweise, sprich zu Mangelernährung im Alter.

Häufig gestellte Fragen

Verfasst von

Tina Werner
Pure Encapsulations
Tina ist Pharmazeutin und Nährstoffexpertin. Sie beschäftigt sich mit Neugierde und Leidenschaft mit der Frage, wie Mikronährstoffe die Gesundheit erhalten können. Als optimistische Allrounderin und Vollblut-Mama hat Tina immer warme Worte für ihre Kolleginnen in ihrem Team Scientific Communication. Wenn sie nicht gerade bei Pure Encapsulations ihr Wissen mit dem Fachkreis zu teilt oder verständlich an Laien weitergibt, reist Tina für ihr Leben gern und taucht in neue Kulturen ein.
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Einzelnachweise

  1. von Grebmer, K., A. Saltzman, et al.; 2014 Global Hunger Index: The Challenge of Hidden Hunger. Bonn, Washington, DC, and Dublin: Welthungerhilfe, International Food Policy Research Institute, and Concern Worldwide 2014
  2. Kosaka S., Umezaki M.; A systematic review of the prevalence and predictors of the double burden of malnutrition within households; Br J Nutr 2017; 117(8):1118-1127
  3. Biesalski HK.; Vitamine und Gesundheit; zkm 2019; 4: 32–37
  4. Klebs F.; Universität Hochenheim; Hidden Hunger: Kongress zu verborgener Mangelernährung und Übergewicht 2019; Pressemitteilung; abgerufen am 6.6.2023
  5. Vegane Ernährung - Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE); Ernährungs Umschau 63 (2016): 92–102
  6. Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission; Festlegung einer Liste zulässiger gesundheitsbezogener Angaben über Lebensmittel; Amtsblatt der Europäischen Union 2012
  7. 13th DGE-Nutrition Report Summar 2016; Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
  8. Baten J., Böhm A.; Children’s height and parental unemployment: a large-scale anthropometric study on eastern Germany 1994-2006; German Economic Review 2009; 11: 1-2
  9. Deutsche Apotheker Zeitung; Essen im Alter: Oft zu wenig, meist das Falsche; DAZ 2004, Nr. 20, S. 69
  10. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.; DGE-Praxiswissen: Essen und Trinken im Alter; 2012;2. Auflage.
  11. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.; DGE-Praxiswissen Mangelernährung im Alter; 2013;18(9):49-49.
  12. Stevens, G. A., Beal, T., et al. Micronutrient deficiencies among preschool-aged children and women of reproductive age worldwide: a pooled analysis of individual-level data from population-representative surveys. The Lancet Global Health 2022; 10: e1590–99