Mental Health & Mental Load
Mentale Gesundheit – Definition & Abgrenzung[1]
Mentale Gesundheit steht laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) für “einen Zustand des Wohlbefindens, in dem es Personen möglich ist, ihre Fähigkeiten auszuschöpfen, normale Belastungen zu bewältigen, Produktivität bei ihrer Arbeit zu zeigen und einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten.” Der Begriff psychische Gesundheit steht für nachhaltige Leistungsfähigkeit und individuelle Entwicklungspotenziale. Vor allem in Zeiten gesellschaftlicher und sozialer Veränderungsprozesse kommt ihr eine Schlüsselrolle zu. Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Begriffe mentale Gesundheit und psychische Gesundheit sind eng miteinander verbunden sind und werden oft synonym verwendet. Eine klare Abgrenzung zwischen mentaler und psychischer Gesundheit kann nicht gemacht werden. Mental Load ist ein weiterer Begriff, der einen direkten Bezug zum Thema Mental Health aufweist. Mental Load bedeutet übersetzt “mentale Belastung” und steht für die unsichtbare kognitive und emotionale Beanspruchung, die im Rahmen des Alltags anfällt und mit Verantwortung verbunden ist.
Psychische Gesundheit wird als Zustand des Wohlbefindens definiert, in der die Person in der Lage ist alltägliche Herausforderungen zu bewältigen und einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Mentale Gesundheit ist jedoch verletzlich und kann durch verschiedene Einflüsse ins Ungleichgewicht geraten. Individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht, genetische Veranlagung und neurobiologische Prozesse spielen eine wichtige Rolle beim Erhalt der psychischen Gesundheit. Auch soziale Rahmenbedingungen – etwa Einkommen, Bildung und stabile soziale Netzwerke – beeinflussen, wie widerstandsfähig unsere Mental Health bleibt. Doch manchmal geraten die Faktoren aus der Balance und es kann zu einer Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit kommen. Die Anzeichen für ein mentales Tief können unterschiedliche Formen annehmen und im Verlauf sehr individuell sein.
Mögliche Symptome sind:
Jeder Mensch hat Grundbedürfnisse wie sicheres Wohnen, selbstbestimmte Lebensgestaltung und eine gewisse finanzielle Sicherheit. Werden diese Grundbedürfnisse unzureichend abgedeckt und belastende Ausnahmezustände im Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen kommen hinzu, gerät die psychische Gesundheit ins Schwanken. Die psychische Gesundheit ist ein komplexes und individuelles Thema, doch das Erkennen der essentiellen Rolle für ein erfüllendes Leben und die Pflege der psychischen Gesundheit durch kleine Routinen ist schon ein erster Schritt die eigene Mental Health zu stärken.
Was versteht man unter Mental Load?
Mental Load bezeichnet die ständige Last der alltäglichen Verantwortung rund um die Organisation des Alltags. Sei es die Organisation des Haushalts, der Familie, das Koordinieren und Vermitteln in Gruppen, im beruflichen Kontext sowie in der Beziehungspflege - all diese Aufgaben fallen unter den Begriff der mentalen Last. Damit der Alltag vermeintlich reibungslos funktioniert ist eine immense unsichtbare Denkarbeit notwendig. Als Beispiel für eine solche unsichtbare, aber notwendige Denkarbeit kann man sich einen Eisberg vorstellen. Sichtbar ist nur die Spitze, zum Beispiel der Familienausflug ins Schwimmbad mit der Familie als alltägliche Herausforderung. Als Denkarbeit fallen unsichtbar im Hintergrund folgende Punkte an: Badesachen packen, Geld einstecken, Wo ist der Autoschlüssel? , an die Sonnencreme denken, Jause vorbereiten, Wickeltasche einpacken, Wo war nochmal der Sonnenschirm?, letztes Mal haben wir den Schwimmring vergessen – da sind Tränen geflossen, diese Mal bloß nicht drauf vergessen etc.
Trotz aller Gleichstellungsbemühungen von Mann und Frau in der Gesellschaft übernehmen vor allem Frauen diese mentale Last. Statistisch leisten Frauen im Schnitt rund 54,2 % mehr unbezahlte Care-Arbeit pro Tag als Männer. Folgende Punkte fallen zum Beispiel unter den Punkt Mental Load bzw. Care-Arbeit:
Im Job: Zu den täglichen unsichtbaren Aufgaben im Job gehören nicht nur die Terminplanung- und koordination. Auch das gedankliche Vorantreiben und Planen der nächsten Projektschritte sowie die Abstimmung mit Vorgesetzten und Kollegen gehören dazu. Diese Form der psychischen Belastung am Arbeitsplatz bleibt oft unbemerkt, wirkt aber dauerhaft erschöpfend.
Zu Hause: Termine, die die Instandhaltung der Wohnung oder des Hauses betreffen koordinieren beziehungsweise mit anderen Haushaltsmitgliedern abstimmen. Die Bevorratung jeglicher Haushaltsprodukte und Lebensmittel im Überblick bewahren, die Planung des Einkaufs und der nächsten Mahlzeiten gehören ebenfalls zu den unsichtbaren Aufgaben wie die tägliche Haushaltsarbeit. All das erfordert kontinuierliche mentale Aufmerksamkeit.
Mit Kindern: Der Terminkalender eines Kindes kann straffer sein als der eines Erwachsenen: Arzttermine ausmachen und einhalten, Geburtstagseinladungen der Freunde koordinieren, Geschenke für die Kindergeburtstage besorgen, Kinderbetreuung während des Jahres organisieren aber auch die Ferienbetreuungen rechtzeitig planen sind nur einige der vielen Aufgaben, die mit Kindern anfallen und meist im Kopf einer Person gebündelt werden.
Mit Angehörigen: Der Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden gehört ebenfalls gepflegt. Dazu gehört das Gratulieren zu Jahrestagen, Geburtstagen, das Besorgen von Geschenken. Das Füreinanderdasein, wenn es emotionale Unterstützung bedarf aber auch das Abfangen und Mittragen von Gefühlen.
Studien zeigen, dass Frauen und Mütter neben der Berufstätigkeit den Großteil des Mental-Loads stemmen. Rund 70 % der Frauen bis 64 Jahre sind erwerbstätig und übernehmen zu dem im Durchschnitt etwa eineinhalbmal mehr unbezahlte Care-Arbeit wie Männer. Ständiger Mental Load kann zu Stress und Überlastung führen. Laut Datenerhebung des Müttergenesungswerks 2022 geben 40% der Mütter und rund 60% der Väter an, dass sie stark unter der Doppelbelastung Karriere und Familie leiden. Diese ständige Belastung kann sich auf die psychische Gesundheit auswirken. Kommt es zu einer hohen mentalen Belastung durch ständige Aufgaben mit verbundener unsichtbarer Denkarbeit, kann Mental Load mit gesundheitlichen Konsequenzen einhergehen. Betroffene Personen beschreiben Symptome wie Vergesslichkeit, häufige Kopfschmerzen, Nervosität, Sodbrennen, häufige Infekte, Gewichtsveränderungen, Tinnitus, hoher Blutdruck als auch Herzrhythmusstörungen. Zu den drastischen Folgen dauerhafter mentaler Belastung zählen Erschöpfungszustände, Schlaf- und Angststörungen sowie depressive Verstimmungen.
Aus dem Research Report des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts 2023 geht hervor, dass die Aufteilung des Mental Loads auch weiterhin eine zentrale Dimension partnerschaftlicher und geschlechterspezifischer Ungleichheit bleibt. Insbesondere, wenn Kinder im Haushalt leben und die Frau in Teilzeit arbeitet, ist die Last besonders hoch.
Was tun gegen Mental Load?
Eine ständige mentale Belastung kann mit gesundheitlichen Auswirkungen einhergehen. Um dieser chronischen Belastung entgegenzuwirken ist es im ersten Schritt notwendig, die Belastung zu Erkennen. Es ist wichtig persönlichen Grenzen zu akzeptieren und nach möglichen Strategien zu suchen, die im Alltag integriert werden und mit einer Entlastung einhergehen. Sowohl Frauen als auch Männer können unter Mental Load leiden. Wesentliches Ziel in partnerschaftlichen Beziehungen oder gemeinsamen Haushalten sollte eine gestärkte psychische Gesundheit und eine gerechte Aufgabenverteilung sein. So kann es hilfreich sein, die Aufgaben des Haushaltes und die unsichtbare Care-Arbeit dahinter zu verschriftlichen.
Wir haben mit Anastasia Baumtrog gesprochen. Sie ist Sozialpädagogin, systemische Therapeutin und selbst Mutter von zwei Kindern. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes geriet sie in eine Phase mentaler Überforderung. In unserem Interview teilt sie persönliche Erfahrungen und gibt wertvolle Impulse: Wie erkennt man Mental Load – und wie lässt er sich aktiv reduzieren?
1. Eigene Belastung erkennen: Frau Baumtrog, warum ist es so wichtig, den eigenen Mental Load überhaupt erst wahrzunehmen?
Viele Frauen spüren, dass sie „zu viel im Kopf“ haben, können es aber oft nicht konkret benennen. Der erste Schritt ist deshalb: Innehalten und sich fragen, wie sich die Belastung körperlich und emotional zeigt. Wo im Körper spüre ich das Gewicht? Im Kopf? Auf den Schultern? Im Nacken? Ich nutze gern das Bild eines unsichtbaren Rucksacks: Was würdest du finden, wenn du ihn ablegst und ausleerst? Gedanken an Termine, unbezahlte Verantwortung, mentale Checklisten – oft auch für Dinge, die andere erwachsene Menschen genauso gut selbst übernehmen könnten. Ein einfaches, aber wirkungsvolles Mittel ist ein Mental-Load-Tagebuch. Es hilft, die eigene Last sichtbar zu machen und herauszufinden, in welchen Lebensbereichen sie besonders schwer wiegt, sei es in der Familie, im Beruf oder in anderen Bereichen.
2. Kommunikation als Schlüssel: Warum fällt es so vielen Frauen schwer, über ihren Mental Load zu sprechen?
Weil Sorgearbeit gesellschaftlich häufig immer noch als „selbstverständlich“ gilt. Viele Frauen lernen früh, sich um andere zu kümmern, ohne diese Rolle je zu hinterfragen. Wer aber nicht über seine Belastung spricht, macht sie für andere unsichtbar – und damit auch nicht verhandelbar. Deshalb ist der zweite Schritt, den wahrgenommenen Mental Load zu kommunizieren. Klare Gespräche mit Partner:innen, Familie oder auch Kolleg:innen sind dafür essenziell.
Frag dich ganz konkret:
- In welchem Bereich wünsche ich mir Unterstützung?
- Welche Aufgaben möchte ich nicht mehr allein tragen?
- Was brauche ich, um wirklich etwas abgeben zu können?
Es geht nicht darum, jemandem die Schuld zuzuweisen, sondern um eine faire und bewusste Umverteilung von Verantwortung – für ein gleichwertiges Miteinander.
3. Selbstfürsorge als Priorität: Was ratest du Frauen, die immer für andere da sind, dabei aber sich selbst vergessen?
Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Viele stellen sich nie die Frage: Für wen sorge ich eigentlich – und wer sorgt sich um mich?
Der dritte Schritt ist daher: Plane regelmäßig Zeit nur für dich ein. Das kann Bewegung sein, bewusste Ernährung, ein Spaziergang oder einfach eine Pause. Und das nicht mit dem Ziel der Selbstoptimierung, sondern als echte Erholung.
Fazit: Mentale Gesundheit als Basis für deine Lebensqualität
„Mental Load“ ist mehr als nur ein Modebegriff – es ist eine reale, oft unsichtbare Belastung, die ernsthafte Folgen für die Gesundheit haben kann. Mentale Gesundheit bedeutet nicht nur die Abwesenheit von möglichen psychischen Überlastungssymptomen, sondern beschriebt einen Zustand, in dem wir unser Potential ausschöpfen, alltägliche Lasten bewältigen und aktiv am Leben teilnehmen können. Eine stabile mentale Gesundheit ist ein entscheidender Faktor für Lebensqualität. Mentale Gesundheit hilft alltägliche Herausforderungen gelassener zu bewältigen, sie stärkt Beziehungen und die sozialen Ressourcen, unterstützt Kreativität und Produktivität. Untersuchungen zeigen, dass psychische Gesundheit eine Schlüsselressource für gesundes Altern, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden ist. Anastasia Baumtrog zeigt in ihrer Arbeit und aus eigener Erfahrung, dass es Wege aus der Überlastung gibt. So sollte Selbstfürsorge betrieben werden, denn Pausen und ausreichend Schlaf sind Grundbedürfnisse und tragen zur Aufrechterhaltung einer starken Psyche bei. Soziale Unterstützung durch Gespräche mit Freunden oder Experten und regelmäßige Bewegung können als mentale Schutzfaktoren bezeichnet werden. Mental Health ist ein wichtiger Eckpfeiler für ein zufriedenes und erfüllendes Leben.
Über Anastasia Baumtrog
Anastasia Baumtrog ist Sozialpädagogin, systemische Therapeutin und Mutter von zwei Kindern. Durch ihre eigene Migrationsgeschichte entwickelte sie früh ein Gespür für kulturelle Unterschiede und gesellschaftliche Strukturen. Heute begleitet sie in ihrer Praxis in Bamberg Frauen und Mütter auf dem Weg zu mehr Selbstvertrauen, innerer Klarheit und Selbstbestimmung.
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Urlaub kann sich positiv auf die mentale Gesundheit ausüben und einen das Wohlbefinden stärken. Ein paar freie Tage ohne die alltäglichen Verpflichtungen, können Stress reduzieren und ermöglichen Erholung.
Zu dem Begriff mentale Gesundheit zählt das kognitive, emotionale und soziale Wohlbefinden einer Person. Es beschriebt einen Zustand der Balance, in der man in der Lage ist, die alltäglichen Belastungen zu bewältigen, ohne darunter zu leiden und weiterhin am aktiven Leben teilnehmen kann.
Lesen zeigt positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. So kann der Stresspegel beim Lesen gesenkt und die Stimmung verbessert werden.
Die Bewegung in der Natur und die Fokussierung auf die Umgebung bringen Distanz zum Alltag und können dabei helfen, den Kopf freizubekommen und den Stress hinter sich zu lassen.
Das Reduzieren von materiellem Besitz und das Fokussieren auf das Wesentliche bringt Ruhe und kann Stress reduzieren. Weiters fördert Minimalismus die Konzentration und unterstützt das Gefühl der Zufriedenheit.
Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen können dabei helfen den Kopf freizubekommen und den stressigen Alltag eine Zeit lang zu vergessen. Auch Mannschaftsportarten wie Volleyball, Spikeball oder Hockey, die sowohl körperliche Aktivität als auch soziale Interaktionen beinhalten können positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit haben. Wichtig ist, eine Sportart zu finden, die Spaß macht und regelmäßig ausgeübt wird.
Verfasst von
Einzelnachweise
- Cohrdes C.; Psychische Gesundheit in Deustchland. Erkennen – Bewerten – Handeln. Scherwpunktbericht Teil 1 – Erwachsene; Robert Koch Institut; 2022;https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/9259/EBH_Bericht_Psyschiche_Gesundheit.pdf
- Gashi A.; Psychosoziale Dienste Wien und Sucht- und Drogenkoordination Wien; 2024
- Mental Load. Was hilft gegen unsichtbaren Stress?; Bayrischer Rundfunk Anstalt des öffentlichen Rechts;https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/was-tun-mental-load-muetter-frauen-symptome-definition-test-tipps-aufgaben-belastung-100.html; abgerufen am 17.07.2025
- Lott Y.; Bünger P.; Mental Load. Frauen tragen die überwiegende Last; Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut; 2023; Nr.87; abgerufen am 17.7.2025;https://www.econstor.eu/bitstream/10419/299256/1/1857888588.pdf
- Glück T.; Psychische Gesundheit: in Balance bleiben; © 2025 Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz;https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/praevention/seelisches-gleichgewicht-bewahren.html#:~:text=Welche%20Schutzfaktoren%20f%C3%BCr%20die%20psychische,Resilienz.; abgerufen am 17.07.2025
- Urban L.; Weniger besitzen, länger leben. Warum Minimalismus zufriedener macht – und Konsum nicht; BurdaForward GmbH; 2024; https://www.focus.de/gesundheit/longevity/in-einer-welt-in-der-ueberfluss-und-konsum-die-norm-sind-bietet-der-minimalismus-einen-erfrischenden-gegenpol-dieser-lebensstil-der-sich-auf-das-wesentliche-konzentriert-und-ueberfluessiges-aussortiert-hat-nicht-nur-auswirkungen-auf-unsere-physische-umgebung-sondern-auch-auf-unsere-gesundheit-warum-minimalismus-zufriedener-macht-un