Frau dehnt sich
Leistungsoptimierung durch individuelle Anpassung

Zyklusbasiertes Training

Leistungsoptimierung durch individuelle Anpassung

Zyklusbasiertes Training nutzt hormonelle Schwankungen gezielt, um Kraft, Ausdauer und Regeneration optimal zu steuern. Wer versteht, wie sich Follikelphase, Eisprung und Lutealphase auf Energie, Belastbarkeit und Erholung auswirken, kann Trainingseinheiten besser planen und Leistungsabfälle reduzieren.

Hormonelle Phasen und ihre Bedeutung für das Training[2][3]

Muskulöse Frau trainiert an einer Stange

Der weibliche Zyklus beeinflusst über hormonelle Schwankungen zahlreiche physiologische Prozesse – darunter Muskelaufbau, Energiestoffwechsel und Regeneration. Ein typischer Zyklus umfasst etwa 28 Tage und wird in Follikelphase, Ovulation und Lutealphase unterteilt. In der frühen Follikelphase (Menstruation) liegen die Spiegel von Östrogen und Progesteron niedrig, was häufig mit einer geringeren Leistungsfähigkeit und erhöhter Ermüdung einhergeht. Mit dem Anstieg des Östrogens in der späten Follikelphase verbessert sich die Muskeldurchblutung und Glykogenspeicherung, was viele Sportlerinnen als leistungsfördernd wahrnehmen.

Rund um den Eisprung erreichen die Östrogenwerte ihren Höhepunkt – die Zeit, in der Muskelkraft und Explosivität oft am größten sind. In der anschließenden Lutealphase steigt das Progesteron, wodurch die Körpertemperatur leicht zunimmt und die Erholungskapazität abnimmt. Studien zeigen, dass Progesteron den Flüssigkeitshaushalt und die Kohlenhydratverwertung beeinflussen kann, was sich bei intensiven Ausdauerbelastungen bemerkbar macht. Eine auf diese hormonellen Muster abgestimmte Trainingsplanung – etwa mehr Krafttraining in der Follikelphase und aktive Regeneration in der Lutealphase – kann die Leistungsentwicklung langfristig positiv unterstützen.

Sportliche Leistungsfähigkeit während der Periode[4]

Während der Menstruation befindet sich der Hormonhaushalt im Tiefpunkt: Die Spiegel von Östrogen und Progesteron sind stark abgesunken, was sich direkt auf Energiehaushalt, Schmerzempfinden und Regeneration auswirken kann. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass in dieser Phase die Leistungsfähigkeit messbar eingeschränkt sein kann.

Frau in Sportkleidung beim Dehnen

Die 2025 veröffentlichte Studie „Power in the Flow“ belegt, dass Sportlerinnen in der frühen Follikelphase häufiger über Müdigkeit, Muskelsteifheit, Motivationsverlust und verminderte Kraftentwicklung berichten. Diese Effekte korrelieren mit typischen Menstruationssymptomen wie Krämpfen und Kopfschmerzen, die durch den Abfall der Hormonspiegel verstärkt werden.

Physiologisch führt die niedrige Östrogenkonzentration zu einer geringeren Glykogenspeicherung in der Muskulatur, während gleichzeitig das Schmerzempfinden steigt – ein Zusammenspiel, das intensive Trainingseinheiten erschwert. Hinzu kommt, dass Progesteron in der späten Lutealphase bereits Entzündungsprozesse und Wassereinlagerungen fördert, was bei vielen Athletinnen in den Tagen vor der Periode zu einer spürbaren Leistungsabnahme führt. Es wird daher empfohlen, das Training in diesen Phasen flexibel zu gestalten: an Tagen mit stärkeren Beschwerden eher auf Technik, Mobilität und aktive Regeneration zu setzen, an besseren Tagen moderate Kraft- oder Ausdauereinheiten zu absolvieren. Ein zyklusorientiertes Trainingsjournal hilft, individuelle Muster zu erkennen und die Belastung langfristig optimal zu steuern.

Zyklusorientiertes Krafttraining: Chancen und Grenzen[2][3][5]

Krafttraining ist besonders sensibel für hormonelle Schwankungen, da es stark von Muskelprotein-Synthese, Energiebereitstellung und Regeneration abhängt – alles Prozesse, die durch Östrogen und Progesteron beeinflusst werden. In der Follikelphase, wenn Östrogen steigt und Progesteron noch niedrig ist, zeigen sich laut mehreren Studien die besten Voraussetzungen für Muskelaufbau und Explosivkraft. Östrogen wirkt hier anabol, stabilisiert Zellmembranen und unterstützt die Reparatur von Muskelfasern nach intensiven Einheiten. Viele Athletinnen berichten in dieser Phase von erhöhter Motivation, besserer Regeneration und höherer Belastungstoleranz.

Eine Frau mit Trinkflasche macht eine Pause

In der Lutealphase dagegen überwiegt das Progesteron, das leicht katabol wirkt, den Wärmehaushalt verändert und die Kohlenhydratnutzung reduziert. Das kann zu schnellerer Ermüdung und längeren Regenerationszeiten führen – vor allem bei hohen Intensitäten oder Trainingsblöcken mit kurzer Erholungszeit. Hier lohnt sich ein zyklusadaptierter Ansatz: Maximalkraft- oder Hypertrophie-Training in die Östrogen-dominierte Phase legen, während in der Progesteron-Phase eher Technik-, Mobility- oder Stabilisationsübungen im Fokus stehen.

Dennoch hat zyklusorientiertes Krafttraining Grenzen: Die interindividuelle Varianz ist groß – nicht jede Athletin reagiert gleich. Stress, Schlaf, Ernährung und hormonelle Kontrazeptiva verändern die Zyklusdynamik stark - eine pauschale Trainingsformel ist weniger sinnvoll ist. Entscheidend ist die individuelle Datenerfassung: Wer Zyklus, Symptome und Leistungsdaten konsequent dokumentiert, kann Trainingsschwerpunkte gezielt anpassen und langfristig profitieren, ohne sich von hormonellen Schwankungen limitieren zu lassen.

Tipps von Therese Feuersinger für Trainingsplanung und Regeneration

Therese Feuersinger zählt zu den erfolgreichsten Triathletinnen Österreichs. Als Mitglied des Pure Encapsulations® Athletinnen-Teams steht sie regelmäßig an der Startlinie internationaler Wettkämpfe – von World Triathlon Series bis Ironman 70.3. Ihr Training ist ganzjährig strukturiert, doch die Erfahrung hat ihr gezeigt: Der weibliche Zyklus hat spürbaren Einfluss auf Kraft, Ausdauer und Erholung.

Therese Feuersinger joggt in der Natur

Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, wie stark mein Zyklus mein Training beeinflusst. Früher habe ich versucht, meine Leistung durchzuziehen – egal, in welcher Phase ich mich befand. Heute plane ich meine Einheiten bewusst zyklusbasiert. In der Follikelphase, wenn mein Energielevel steigt, absolviere ich intensive Intervalle und Krafttraining, weil ich mich belastbarer und fokussierter fühle. Rund um den Eisprung merke ich oft, dass meine Körpertemperatur steigt und ich schneller dehydriere – da achte ich besonders auf Flüssigkeits- und Elektrolytaufnahme.

In der Lutealphase reduziere ich das Trainingsvolumen etwas und konzentriere mich stärker auf Technik, Mobility und aktive Regeneration. Wenn meine Periode einsetzt, wähle ich je nach Befinden zwischen lockeren Ausdauereinheiten oder Pausen. Ich habe gelernt, dass Erholung genauso Teil des Trainings ist wie jede harte Einheit – und dass mein Körper in dieser Zeit einfach andere Bedürfnisse hat.

Mein wichtigster Tipp: den Zyklus dokumentieren. Ich nutze dafür eine App und notiere, wann ich mich leistungsstark oder müde fühle. Nach ein paar Monaten erkennt man klare Muster – und kann Trainingspläne danach ausrichten, anstatt gegen den Körper zu arbeiten. Zyklusorientiertes Training bedeutet für mich nicht, weniger zu leisten, sondern intelligenter zu trainieren.

Fazit

Zyklusbasiertes Training ist kein Trend, sondern ein Schritt zu mehr Selbstverständnis im Leistungssport. Wer den eigenen Zyklus kennt, kann Belastung, Ernährung und Regeneration gezielter steuern – und so langfristig konstanter, gesünder und stärker trainieren. Der Körper sendet in jeder Phase klare Signale; entscheidend ist, sie zu hören. 

Therese Feuersinger am Strand

Über Therese Feuersinger

Therese Feuersinger gehört zu den erfolgreichsten Triathletinnen Österreichs und ist seit vielen Jahren Teil des Pure Encapsulations® Athletinnen-Teams. Sie zählt zur internationalen Elite im Triathlon und hat sich durch Disziplin, mentale Stärke und konsequente Trainingssteuerung einen festen Platz im Spitzensport erarbeitet.

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Verfasst von

Maximilian Zimmer
Biochemiker, Molekularbiologe & Diplomierter: Personal-, Fitness-, Gesundheits- und Functional-Trainer
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Einzelnachweise

  1. Nulty L. et al.; The Impact of Menstrual Cycle Phase on Athletes’ Performance; PMC 2021;https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7916245/, abgerufen am 11.11.2025.
  2. McNulty K. L. et al.; The Effects of Menstrual Cycle Phase on Exercise Performance in Women: A Systematic Review and Meta-Analysis; PubMed 2022;https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32661839/, abgerufen am 11.11.2025.
  3. Hautala A. et al.; Effects of a Training Intervention Tailored to the Menstrual Cycle on Endurance Performance, Recovery and Symptoms in Moderately Trained Female Runners; CISS-Journal 2022;https://ciss-journal.org/article/view/9315, abgerufen am 11.11.2025.
  4. McNamara J., et al.; Power in the Flow: How Menstrual Experiences Shape Women’s Athletic Performance; Frontiers in Sports and Active Living 2025;https://www.frontiersin.org/journals/sports-and-active-living/articles/10.3389/fspor.2025.1519825/full, abgerufen am 11.11.2025.
  5. Blagrove R. C. et al.; The Influence of the Menstrual Cycle on Muscle Strength and Power; PMC 2019;https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6724592/, abgerufen am 11.11.2025.